Gedanken zu Auswirkungen von Stachel- und Würgehalsbänder
Was verstehen wir eigentlich unter einem Stachelhalsband?
Ein Stachelhalsband besteht aus ineinandergreifenden Metallgliedern, die mit Stacheln bestückt und in Richtung Hundehals ausgerichtet sind. Kommt Zug auf das Stachelhalsband, zieht es sich zusammen und die Stacheln bohren sich in den Hals des Hundes.
In der Schweiz und in Österreich sind diese Arten der Hundehalsungen per Gesetz verboten, in Deutschland leider nicht. Allerdings gibt es in Deutschland den §3 des Tierschutzgesetzes, wonach es sinngemäß verboten ist Tieren im Training Schmerzen zuzufügen oder Mittel anzuwenden, die Tieren Leiden bereiten. Stellt sich bei den Auswirkungen die ein Stachelhalsband auf die Gesundheit des Hundes hat, wirklich die Frage, ob es unter den §3 des Tierschutzgesetzes zu zählen ist?
Es gibt verschiedene Ausführungen von Stachelhalsbändern, so gibt es z.B.: getarnte Stachelhalsbänder, die wie ein breites Lederhalsband aussehen und das sogenannte Korallenhalsband, das aus einer Reihe sich selbst bewegender Holzeier besteht die mit scharfen Krallen besetzt sind. Zu erwähnen wäre da noch eine weichgespülte Version bei dem die Stacheln mit Gumminoppen abgemildert wurden, deren Auswirkungen aber nicht minder schädigend für unseren Hund sind.
Was für Leiden müssen Hunde erfahren, wenn sie an einem Stachelhalsband geführt werden?
Die für jeden Menschen offensichtlichen Verletzungen und Beeinträchtigungen bei Anwendung von Stachelhalsbändern und / oder Würgern sind jedoch schon eklatant genug, um diese generell abzulehnen. So kann es zu Verletzungen des Halses kommen, zu Schädigungen der Halswirbelsäule, zur Schädigung der Schilddrüse und Kehlkopf, zur Erhöhung des Augeninnendrucks, erhöhtes Risiko von Glaukomen, die Luftröhre kann durchstochen werden, zur Beeinträchtigung des Bindegewebes im Hals mit Auswirkungen auf die Rückenwirbelsäule und die Hinterhand, zu widernatürlichen Hals und Kopfhaltung mit langfristiger Schädigung des Bewegungsapparates und einer verminderten Kommunikationsfähigkeit mit Artgenossen usw.
Neben den nicht unerheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, gibt es eine beachtliche Anzahl von Risiken für die Psyche unseres Hundes und der Beziehung zu seinem Halter.
Nachgewiesene psychische Leiden sind u.a. schmerzinduziertes Angst- oder Aggressionsverhalten, erhöhter Cortisolspiegel durch den Stressor Schmerz, Entstehung einer Schilddrüsenunterfunktion durch Dauerstress, hoher Erregungslevel mit größerer Anfälligkeit zu Meide-, Angst- oder Aggressionsverhalten, Schmerzflucht mit Bewegungstendenz nach vorne mit der Konsequenz das Schmerz zunimmt, was intensivere Fluchtmotivation und Panik nach sich zieht.
Im Rahmen dieses Textes können wir nur oberflächlich auf dieses Thema eingehen und den normalen Hundehalter zu nachdenken anregen. Ein Hund der in potentiell stressigen Situationen permanente Strafreize über Schmerzimpulse von seinem Menschen erfährt, kann darauf mit verschiedensten Verhaltensauffälligkeiten reagieren. So kann er beispielsweise Angst- und Meideverhalten gegenüber seinem Menschen entwickeln, wird der Schmerzimpuls immer bei Anblick von Artgenossen ausgelöst, hat das eventuell ein Angst- oder Aggressionsverhalten gegenüber Artgenossen zur Folge.
Eine kaum bekannte Gefahr liegt jedoch in den ungewollten Verknüpfungen des Hundes mit dem Schmerzreiz. Kein Halter möchte, dass sein Hund den ausgelösten Schmerz mit dem zufällig anwesenden Kind verbindet oder mit einer anderen Person oder Gegenstand. Uns Verhaltenstherapeuten werden allzu oft Hunde vorgestellt, bei denen freie Flächen, friedlich grasende Kühe oder Mülltonen, eine regelrechte Panik auslösen- hier bestätigt sich oft der Verdacht, dass mittels eines Schmerzimpulses (z.b. Stachelhalsung/Reizstromgerät) trainiert wurde. Der Schmerz trifft den Hund unvermittelt und unerwartet, passiert in diesem Moment beispielsweise der nette Nachbar ihren Hund, verknüpft er ihn direkt mit dieser unangenehmen Erfahrung. Ihr Nachbar wird nun ungewollt und schuldlos zum Auslöser von Angst- oder sogar Aggressionsverhalten.
Wenn man nun noch beachtet, dass unter Stresseinfluss kein Lernerfolg möglich ist, Schmerzen als besondere Stressauslöser identifiziert wurden- ist für unseren Hund lernen mit/ über Schmerzreize nicht möglich!
Ziehen wir aus diesen Ausführungen eine Quintessenz, kann diese nur heißen- Weg mit den Stacheln, Würgern und schmerzinduzierten Trainingsmethoden!
Copyright: Pumikka – Gemeinsam durchs Leben, Tina Müller